Outgrown
2022-ongoing, Fotgrafie auf Textil, Metallketten
„I am rooted, but I flow.“ (Virginia Woolf)
Ein nicht binärer Körper kann sich in einem Stadium des Dazwischen, des Unbekannten befinden, sich ständig verändern und wachsen. Aber er ist auch mit seiner Umgebung verwoben: Natur, Stadt und allen Schichten und Lebensrealitäten dieser Orte. Er existiert, er ist materiell und imaginär, getrennt und verbunden zugleich.
„Outgrown“ spiegelt den Prozess wider, wie man mit der Ambiguität, gleichzeitig fließend und verwurzelt zu sein, Frieden findet.
Die Arbeit ist eine Kombination aus Selbstporträts und Bildern, die eine Darstellung der umgebenden Welt des nicht binären Körpers sind.
Die Porträts sind eine intensive Selbstbeobachtung. Aus kurzer Entfernung zur Kamera aufgenommen, erscheinen die verschiedenen Körperteile verschwommen, traumhaft, nicht von dieser Welt, etwas, an dem man sich nicht festhalten kann. Die Selbstporträts werden mit Schwarz-Weiß-Fotografien kombiniert, die die „reale Welt“ darstellen. Es sind momenthafte Eindrücke der Umgebung, mit der der Körper verbunden ist, die die Existenz dieses Körpers beeinflusst haben und die Wurzeln dieses Körpers sind.
Die unterschiedliche Erscheinung dieser Fotografien steht jedoch für das Gefühl der Trennung des nicht-binären Körpers von der „realen Welt“ und dem binären System, auf dem diese beruht.
Outgrown lädt dazu ein, Umgebungen und Existenzen als prägende Einflüsse auf unsere Identität sowie auf die Körper, die sich in diesen Räumen bewegen, neu zu betrachten und zu hinterfragen.
in between us weaving a mesh of possibilities
2022 – ongoing
schwarz-weiß Fotografie, Tuschezeichnungen
„in between us weaving a mesh of possibilities“ ist eine intime Begegnung mit den Zwischenräumen menschlicher Identität, in der sich Körper und Emotionen zu einem dichten Gewebe von Verbundenheit formen. Die Linien und Flächen der figuralen Tuschezeichnungen und Porträtaufnahmen lösen Begrenzungen, Dichotomien und lineare Strukturen auf. Die roten Linien und Flächen fließen nicht starr, sondern deuten nur die Umrisse an und lassen Raum für Interpretation, für die Möglichkeit, sich in diesen Körpern wiederzufinden und Trost zu spüren. In dieser künstlerischen Arbeit geht es um die stille Kraft, die sich im Erkennen und Erfühlen anderer Leben manifestiert – um das Verstehen ohne Worte, das in der Begegnung dieser Körper mitschwingt. Diese Körper, fernab normativer Geschlechterbilder, finden in ihrer Selbstverständlichkeit eine gemeinsame Sprache, die über das Sichtbare hinausgeht und ein Gefühl des Verbundenseins vermittelt.
Die Amygdala ist Teil des limbischen Systems im Gehirn. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Reaktion auf und der Verarbeitung von negativen emotionalen Reizen und ist an Stress- und Angstreaktionen beteiligt. Bei Menschen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung ist die Amygdala stärker aktiviert als bei „gesunden“ Personen.
Diese psychische Krankheit zeichnet sich durch starke Stimmungschwankungen, intensiven Emotionen aber auch mit einem quälenden Gefühl der inneren Leere aus. Der erhöhte Leidensdruck äußert sich oftmals durch Substanzmissbrauch, Selbstverletzung bis hin zu Suizidversuchen. Nicht nur die Störung selbst sondern vor allem auch die gesellschaftliche Stigmatisierung kann das Gefühl verstärken, der Welt um einen herum nicht mehr verbunden zu sein.
Die Arbeit Amygdala behandelt Han Vogels persönliche Auseinandersetzung mit deren Borderline-Persönlichkeitsstörung. Viele der Fotografien sind in Momenten einer sogennanten Dissoziation entstanden, einem Zustand in dem Personen ihr eigenes Handeln kaum noch kontrollieren können. Der Akt des sich fotografierens stellt für Vogel teilweise den Versuch dar, sich zurück ins Hier und Jetzt zu holen. Diese Momente des Leidensdrucks vermischen sich mit kleinen Augenblicken der Freude, die auch in tiefsten Krisen koexistieren können.
Amygdala
2023-ongoings
schwarz-weiß Fotografie, Smartphonebild
HOW TO/GATHER
2024 – ongoing, Tusche und Pastellkreide auf Papier
In den Tuschezeichnungen der Arbeit „HOW TO / GATHER“ entfalten sich fragmentarische, visuell raue Anatomien von Körpern, die sich nicht vollständig offenbaren und dennoch eindringlich präsent sind. In den Strichen und Leerstellen dieser Körper lebt ein Zeitgeist, der unmittelbar an das urbane Gefühl Berlins und ihrer ständigen Widersprüchlichkeit anknüpft. Sie sprechen zum einen von den Freiheiten jeglicher Existenz aber gleichzeitig auch von einem Schmerz, der sich in dem Taumel zwischen Coolness und Hedonismus eröffnen kann. Dieser Schmerz bleibt subtil, aber unausweichlich – eine ständige Erinnerung an die Zwiespältigkeit des Lebens zwischen Exzess und Einsamkeit, zwischen Coolness und der Suche nach echtem, tiefem Verbundensein.